IKIGAI, Sinn des Lebens oder: Wie finde ich meine Mitte?
Blog 03/22 - 30. Januar 2022
Als ich für meine Coaching-Tätigkeit ein Symbol suchte, fand ich es in den vier überlappenden Kreisen, die zusammen wie eine Blume aussehen und im Zentrum einen gemeinsamen Kern bilden. Dieses Bild wird heute oft mit dem japanischen Wort „IKIGAI“ benannt, und als Lebenssinn, Grund in der Früh aufzustehen (frei) übersetzt. (von „iki“ für Leben und „gai“ für Wert).
Für manche mag es überraschend sein, dass das so populäre und eingängige Bild (freundlich gesagt) nur sehr entfernt mit dem ursprünglichen japanischen Konzept zu tun hat. Es kann eher als eine Variante (oder Neuauflage) des „purpose diagram“ gesehen werden, wo eben im Zentrum nicht „ikigai“ sondern das englische „purpose“ steht. Die (eine?) Definition von purpose: „der Grund, aus dem etwas getan oder geschaffen wird oder aus dem etwas existiert“, übersetzt also etwas wie: Ziel, Zweck, Absicht.
Wenn ich das Bild hier trotzdem als IKIGAI bezeichne, tue ich das, angesichts des derzeitigen Sprachgebrauchs, lediglich wegen der besseren Verständlichkeit.
Worum geht es und warum ist das Konzept (jetzt wieder) so populär?
Es liegt wohl daran, dass es mit seinen vier Fragen eine klare und einfache Struktur aufweist, die in ihrer Logik quasi intuitiv als eingängig erscheint. Die vier Fragen, genauer die Ausgangsfragen:
In der Kombination von jeweils zwei Aspekten ergeben sich weitere vier Felder, nämlich Leidenschaft (was ich liebe und kann), Mission (was die Welt braucht und ich liebe), Berufung (wofür ich bezahlt werde und die Welt braucht) und Beruf (was ich kann und wofür ich bezahlt werde). Auch hier können nochmals ähnliche Fragen gestellt werden. In vielen Veröffentlichungen und Ratgebern, auch im Internet, finden sich Listen von Fragen, teils ganze Kataloge mit Impulsen hierzu.
Das Modell kann nicht nur bei der Wahl eines Berufes angewendet werden. In allen Situationen des Lebens, wo sich die (existenzielle) Frage nach den Einem selbst stellt und Klarheit über die eigene Situation und die persönlichen Ziele erreicht werden soll. Dies kann beispielsweise eine Sinnkrise in der Lebensmitte sein, ein gewollter oder erlittener beruflicher Umbruch, Burnout, schwere Krankheit oder der Verlust von Angehörigen.
Ikigai verspricht nicht weniger, als dem Leben einen Sinn zu geben. Das klingt sehr vollmundig, fast unerreichbar. Doch ist es das nicht unbedingt. Denn, im Grunde ist es eigentlich ganz einfach – und das macht das Modell so eingängig und interessant. (Zur Erinnerung: In einem früheren Beitrag schrieb ich darüber, dass „einfach“ nicht automatisch „leicht“ bedeutet)
Jedoch: Das persönliche Ikigai findet sich nicht ein paar Stunden und kaum in einem einzigen, ersten Anlauf. Das ist vielmehr ein langer, vielleicht jahrzehntelanger Prozess, auch weil sich das persönliche Ikigai mit der Zeit weiterentwickeln oder verändern kann. Erst einmal geht es darum, anzufangen, sich mit den Fragen zu beschäftigen. Es hat sich bewährt, dies schriftlich zu tun und die Fragen so ausführlich und umfassend wie möglich zu bearbeiten. Bleiben Sie dran, nehmen Sie sich die Fragen in gewissen Abständen immer wieder vor.
Im Internet finden sich zahlreiche Leitfäden, Checklisten und Fragebögen, die helfen können, sich intensiver mit Ikigai zu beschäftigen. Auch gibt es gute Bücher und Artikel darüber. Wer ganz tief einsteigen will, kann auch ein Ikigai-Coaching buchen. Doch das Konzept lässt sich auch gut allein im Selbstcoaching anwenden. Ergänzend kann auch nützlich sein, sich mit Freunden, Mitgliedern der Familien oder Kollegen vertrauensvoll auszutauschen. Die wissen nämlich manchmal mehr über uns unsere Leidenschaften und Talente als wir selbst.
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Gabriel A. Brennauer
Blog 02/22 - 18. Januar 2022
Mein Lieblingszitat zum Thema Einfachheit ist: „Fortschritt ist der Weg von Primitiven über das Komplizierte zum Einfachen.“ (Wernher von Braun zugeschrieben) dicht gefolgt vom Lieblingsspruch meines ehemaligen Geschäftspartners, der gerne sagte: „Einfachheit als Leistung, nicht als Limit.“
Beide Sätze zeigen aus meiner Sicht deutlich: beim Konzept Einfachheit handelt es sich keinesfalls um etwas Triviales. Auch ist es ein häufig anzutreffendes Missverständnis, zu meinen „einfach“ bedeute quasi automatisch auch „leicht“. Eher trifft das Gegenteil zu, Einfachheit ist das Ergebnis eines (oft langen und schwierigen) Prozesses.
Es geht um die Frage, was wesentlich ist, wo der Kern einer Sache liegt, worum es im Grund geht, was genau erreicht werden soll. Anders gesagt: die Klarheit, die mit dem Fokus auf das Entscheidende, auf das Wesentliche, erreicht werden soll, ermöglicht eine Reduktion von Komplexität. Dies ist gewissermaßen Voraussetzung, dass Prinzipien, Ideen und Konzepte verständlich und eindeutig vermittelt werden können. Speziell dann, wenn es sich um die Formulierung von Leitlinien für Organisationen handelt, ist notwendig, diese so auszugestalten, dass sie einerseits eine umfassende Gültigkeit haben, andererseits eine reale Orientierung für das praktische Entscheiden und Handeln in einer konkreten Situation darstellen.
Es ist nur ein scheinbares Paradox: Einfachheit, klar formulierte Prinzipien - wenn sie ernst gemeint und glaubwürdig sind - bilden keine Begrenzung, sondern geben, dadurch dass sie einen verlässlichen Rahmen abstecken, Klarheit und Orientierung und bilden somit einen Raum der Freiheit (und der subjektiven Sicherheit), in dem alle Mitglieder der Organisation ihre Kreativität und ihr Engagement optimal entfalten können.
So ist zum Beispiel kaum möglich, das Verhalten und die Reaktionen von Mitarbeitern im Kundenkontakt in allen Aspekten für jedem möglichen Einzelfall vorab zu bestimmen und festzulegen. Aber es ist möglich, ihnen ein paar einfache (wirklich gelebte) Regeln zu geben, wie: wir lügen nicht, wir versprechen nur, was wir halten können und was wir versprechen, das halten wir. - Ist sicherlich noch nicht alles, aber es kann ein Anfang sein. Einfach ein Anfang.
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Gabriel A. Brennauer
Blog 01/22 - 11. Januar 2022 - Mein erster Blogeintrag
Gelegentlich, wenn ich höre, dass Menschen Ziele im Leben brauchen, erinnere ich mich an meine Zeit als Pfadfinder und die Erfahrungen, die wir nachts im Gelände machten. Die erste und oft größte Schwierigkeit war da meist gar nicht, wo wir hinwollen, sondern vielmehr, wo wir uns jetzt - mitten im Wald – genau befinden. Erst nachdem wir das geklärt hatten, konnten wir an weitere Schritte denken.
Finde das ein interessantes Bild, wenn ich an meine Arbeit als Coach denke.
Vor ich auf mein Ziel zugehen kann, muss ich mir erst einmal verstehen, wo ich genau bin, in welcher Situation ich mich eigentlich befinde, was mir zur Verfügung steht, für meinen Weg. Erst wenn das geklärt ist, können weitere Schritte folgen.
Ein paar kurze Gedanken hierzu:
Standortbestimmung: Für eine gründliche Analyse werden hier alle wesentlichen Lebensbereiche des Klienten betrachtet. Beispielsweisen: Arbeit und Beruf, Fitness und Gesundheit, Finanzen und materielle Versorgung, Familie und Freunde, Glaube und Spiritualität. Im Coaching kann hierfür auf eine Vielzahl von Methoden und Techniken zurück gegriffen werden.
Ressourcen und Stärken: Im Rückblick auf das bisherige Leben werden gemeisterte Situationen und gewonnene Erfahrungen analysiert. Ziel dieser Biografiearbeit ist, diejenigen positiven Punkte und wertvollen Erfahrungen herauszuarbeiten. auf die (schon jetzt) zurück-gegriffen werden kann, um anstehende (oder künftige) Herausforderungen erfolgreich zu meistern.
Ziele und Werte: Was soll genau erreicht werden. Kann dies exakt bestimmt werden? Welche Werte und Prinzipien sind es, die für die möglichen Wege Geltung haben? Um im Bild zu belieben: was sind die Orte, die wir konkret ansteuern, was sind dabei Etappenziele und was sind – wie Sterne am Nachthimmel – keine Ziele, sondern wichtige Orientierungspunkte, deren Bedeutung genau darin liegt, dass sie uns helfen, den Kurs zu halten.
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Gabriel A. Brennauer
Gabriel A. Brennauer - Life & Executive Coach - +49 174 298.6662 +55 11 9982.9399 - coach@brennauer-coaching.com
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